Nach seinem Begründer Jigoro Kano (1860-1938), der diese Kampfkunst ebenfalls aus japanischen Kampf- und Verteidigungs-techniken entwickelte, sollte Judo als Erziehungssystem dienen, das „den Körper auf interessante, zu längerem Studium anregende Weise stärken und gesund erhalten soll und von Männern und Frauen jeden Alters auch als Wettkampf ausgeübt werden kann“ (Weinmann 1992, 107 nach Kano 1932). 1882 eröffnete Kano seine eigene „Schule zum Studium des sanften Weges“, den Kodokan. Die Techniken stammen aus dem Jiu-Jitsu, wobei Kano die Elemente ausgelassen hat, die während des Übens oder des Wettkampfes zu Verletzungen führen könnten. Allerdings erst später, als eine Judomannschaft gegen eine Jiu-Jitsu Mannschaft im Wettkampf siegte, wurde man auf diese neue Kampfkunst –das Kodokan-Judo- aufmerksam. Seitdem verbreitete sich Judo weltweit, in Deutschland wurde der erste Judo-Club 1920 von Alfred Rhode in Frankfurt eröffnet.
Es wird nach dem klassischen Kodokan auf Matten und in reißfesten Judoanzügen trainiert, der Leistungsstand ist an unterschiedlichen Gürtelfarben zu erkennen, wobei die Schülergrade farbig sind, Meistergrade eins bis fünf schwarz und erst ab dem 6. Dan weiß-rote oder rote Farbe besitzen.
Technische Inhalte belaufen sich auf Falltechniken, Würfe und Bodentechniken (Hebel, Würgegriffe, Haltegriffe).
Ausübung finden diese Formen im Techniktraining, der Kata (ähnlich wie beim Karate, jedoch als Partnerübung), Randori (übungskampf) und Shiai (Wettkampf). Ziel des Wettkampfes ist es, den Partner auf den Rücken zu werfen, ihn in der Bodenlage festzuhalten oder ihn durch Würge- und Hebeltechniken (im Jugend- und Erwachsenenbereich) zur Aufgabe zu zwingen.
Das üben soll dem Judoka zu Selbstvertrauen und Rücksichtnahme verhelfen, die direkte Auseinandersetzung mit dem Partner führt zur Formung des Charakters und der Persönlichkeit, fördert Konzentration und Wohlbefinden und dient der Erhaltung des seelischen Gleichgewichts.
Da Kano Zeit seines Lebens nicht nur als Judoka, sondern auch als Pädagoge wirkte, implizierte er diese Maßgabe auch in seinen Sport (vgl. von den Benken 2004, 179).
Der pädagogische Aspekt wird hier durch seine zwei Prinzipien in den Vordergrund gerückt:
Sei Ryoku Zen Yo – möglichst wirksamer Gebrauch der körperlichen und geistigen Kräfte (technisches Prinzip), Ji Ta Kyu Ei – durch gegenseitiges Helfen zum beiderseitigen Wohlergehen (moralisches Prinzip).
Kano formulierte dazu folgendes Resümee: „Das letzte Ziel von Judo ist also, in den Geist eines jeden Respekt für das Prinzip der größtmöglichen Wirksamkeit einzupflanzen und so allgemeine Wohlfahrt und Glück zu verbreiten“ (von den Benken 2004, 179 Kano 1932).
Die Prinzipien des Judo sollen auch im täglichen Alltagsleben Anwendung finden und den Schüler über innere Gelassenheit zu einem ver-ständnisvollen Mitglied der Gemeinschaft entwickeln (vgl. Weinmann 2001, 17).
Dem Prinzip „Siegen durch Nachgeben“ erfolgreich nacheifern zu können, bedarf es einem langen übungsweg, der nur in gemeinsamer Arbeit zu bestreiten ist. Deshalb ist der Partner von besonderer Bedeutung, da ohne ihn kein üben möglich ist.